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20. September 2020

Qualitätsjournalismus sieht anders aus!

„Qualitätsjournalismus sieht anders aus!“

Thomas Peter antwortet der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Unter dem Titel „Hinterm Baggersee geht’s weiter“ veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung auf der Wissenschaftsseite ihrer Ausgabe vom 20.09.2020 einen umfangreichen Beitrag, in dem sich dessen Autor kritisch mit der Praxis naturschutzrechtlicher Ausgleichsmaßnahmen beschäftigt. Unter anderem spricht er von einem „Ablasshandel mit Ökopunkten“. Als Beispiel für eine umstrittene Erweiterung einer Kiesgewinnungsstätte nimmt er den Niederrimsinger Baggersee und lässt ausgiebig Gegner des geplanten Vorhabens zu Worte kommen.

Das diesen Baggersee betreibende Unternehmen, die Hermann Peter KG, hat der Autor per Mail aufgefordert, kurzfristig und innerhalb von zwei Tagen schriftlich zu einer Reihe von Fragen und komplizierten Sachverhalten Stellung zu nehmen.

Dies hat nach Auffassung von Thomas Peter, Geschäftsführender Gesellschafter der Hermann Peter KG und Vorsitzender der Initiative „KIWI – Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“, nichts mit Qualitätsjournalismus zu tun. Peter äußert sich in einem Schreiben an die FAS-Redaktion und den zuständigen Herausgeber der FAZ, Jürgen Kaube. Qualitätsjournalismus, so Peter, sieht anders aus.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Befremden haben meine Kollegen von der Hermann Peter KG in Niederrimsingen, von der Initiative „KIWI – Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“ und ich gestern ihren Beitrag „Hinterm Baggersee geht‘s weiter“ zur Kenntnis genommen. Ihr Autor Andreas Frey beschäftigt sich darin mit Fragen der Rohstoffgewinnung und des Ausgleichs von dafür genutzten Flächen. Allerdings tut er dies in einer unseres Erachtens nach einseitiger und tendenziöser Art und Weise, wie wir sie in einem Blatt der FAZ-Gruppe nicht erwartet hätten. Darüber hinaus hat diese Art von Gesinnungsjournalismus auf einer Seite mit dem Titel „Wissenschaft“ erst recht nichts zu suchen. Man würde sie eher im politischen Feuilleton vermuten.

Zwar feuert Ihr Autor in erster Linie Breitseiten gegen den amtlichen Naturschutz, die zuständigen Behörden und die verantwortliche Politik. Doch er nimmt auch unser Unternehmen als Beispiel für bestimmte Unterstellungen und Zungenschläge ins Blickfeld, die von unserer Seite nicht unkommentiert bleiben können.

So dient ein Treffen mit einem Freiburger Umweltwissenschaftler am Niederrimsinger Baggersee als reportagige Einleitung des Beitrages und als Vorlage für den Satz: „Ein Baggersee ist der ideale Ausgangspunkt, um zu begreifen, wie Natur zerstört und wirksamer Naturschutz in Deutschland hintergangen wird.“ Dazu stellen wir fest: Die Hermann Peter KG hintergeht in keiner Weise gesetzliche Regelungen und politische Vorgaben. Sie hält sich streng an die geltenden naturschutzrechtlichen Regelungen. Die Insinuation, unser Unternehmen gehöre auch zu solchen, die sich womöglich nicht an Regelwerke halten, zeigt bereits an dieser Stelle die Absicht des Autors.

Der Großteil Ihres Beitrages beschäftigt sich zwar mit Kritik und mit Unterstellungen in Richtung von Behörden und Politik. Die Verwaltungen seien mangels Personals nicht in der Lage, ihren Aufgaben nachzukommen, politisch Verantwortliche würden sich nicht interessieren, Bürger seien auf eigene Initiativen verwiesen etc. Auch dies darf durchaus bezweifelt werden. Wenn dem wirklich so wäre, würden wir eher in einer Bananenrepublik leben als in einem Rechtsstaat. Allerdings mögen es manche Protagonisten des Artikels so empfinden.

Kennt Herr Frey denn nicht das Kompensationsverzeichnis, welches seit ein paar Jahren in Baden-Württemberg öffentlich und für jedermann einsehbar die Ausgleichsmaßnahmen dokumentiert, welche Eingriffe in Natur und Landschaft zwingend zur Folge haben? Unser Verband, der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) hat sich seit fast einem Jahrzehnt für dessen Einführung eingesetzt. Die Umweltverbände haben zurecht kritisiert, dass es manche v.a. öffentliche Planungsträger in der Vergangenheit nicht so genau mit der Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nahmen.

Zum Ende seines Beitrages kehrt Ihr Autor im Sinne einer klassischen Reportage noch einmal an den See in Niederrimsingen zurück und schreibt, dass „das Kiesunternehmen“ es ablehne, in die Tiefe zu baggern, weil Sedimente den Grund bedecken würden. Das ist schlicht und einfach falsch. „Das Kiesunternehmen“ - nämlich wir, die Hermann Peter KG - würde gerne tiefer baggern, wenn es denn möglich wäre. In der Tat bedecken Sedimente von erheblicher Mächtigkeit den Seegrund - hart wie Beton. Wir haben sogar eine eigene Studie anfertigen lassen, um herauszufinden, ob ein solcher Abbau derzeit technisch und wirtschaftlich möglich sei, damit man auf eine Erweiterung der Abbaufläche verzichten könne. Das Ergebnis war negativ.

Dies alles hätten wir Ihrem Autor darlegen und erläutern können, wenn er sich denn die Mühe gemacht hätte, uns rechtzeitig zu kontaktieren. Stattdessen bekommen wir am Montagmittag, 14. September 2020, eine E-Mail mit fünf Fragen, die wir bitte bis Mittwochmittag, 16. September 2020, schriftlich beantworten sollen. Solche Ultimaten und solchen Überrumpelungsjournalismus erwartete man bislang eher aus dem Hause Springer.

Die Geschichte des Herrn Frey spielt Mitte August an unserem Baggersee, wie man dem ersten Absatz entnehmen kann. Warum ist ihr Autor nicht ganz einfach bei uns vorbeigekommen und hat sich persönlich mit uns getroffen? Man hätte ihm die Dinge gerne vor Ort erläutert. Fragen wie die des Herrn Frey lassen sich zwar einfach und griffig formulieren, allerdings nur differenziert beantworten, will man der Problemstellung denn gerecht werden.

Wir hätten in diesem Zusammenhang übrigens auch darauf hingewiesen, dass es nicht – wie in Ihrem Beitrag zu lesen steht - die Baustoffindustrie ist, die Gesteine, Kies und Sand benötigt, sondern die Gesellschaft. Unsere Industrie weckt keinen Rohstoffbedarf – sie deckt ihn! Das Angebot, mit dem uns vertretenden Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) zu sprechen, hat Herr Frey übrigens abgelehnt.

Nach Lektüre seines Beitrages liegt der Schluss nahe, dass solche Hintergrundinformationen möglicherweise das angestrebte Weltbild beeinträchtigt hätten. Wie heißt es so schön? „Die Recherche ist der Nachricht Tod!“ Die FAS hat dafür ein unrühmliches Beispiel abgeliefert.

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist jedem Autor überlassen, Gesinnungsaufsätze zu schreiben und sie interessierten Medien anzubieten. Aber es ist eine redaktionelle Entscheidung, diese dann auch so zu bringen. Der in Rede stehende Beitrag und seine Veröffentlichung zeigen eine mangelnde und einseitige Recherche sowie eine ungenügende handwerkliche Qualität, wie wir sie von einem Leitmedium aus dem Frankfurter Allgemeine Zeitung-Verlag nicht erwartet hätten. In unseren Lokalblättern hier am Oberrhein wäre eine solche Geschichte so nicht erschienen, weil sie ausgesprochen einseitig recherchiert und formuliert wurde. „Audiatur et altera pars“ sollte auch heute noch gelten – zumal im Qualitätsjournalismus. Und zwar ohne zeitliche Ultimaten.

Meine Kollegen und ich von der Initiative „KIWI - Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“ stehen Ihnen für weitere Auskünfte gerne zur Verfügung.

Freundliche Grüße

Thomas Peter

Hermann Peter KG

Vors. Initiative „KIWI – Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“