KiWi-Forum Umwelt: Weniger Bürokratie, mehr Tempo
Beim Umwelt-Forum der Kieswirtschaft am Oberrhein fordert der Meteorologe Sven Plöger eine Anpassung der Regelwerke und ein soziales und ökologisches Pflichtjahr. Tübingens OB Boris Palmer schlägt ein einziges Landesgesetz zur Schaffung von Baurecht für Straßenrestflächen und Baggerseen vor.
Der Diplom-Meteorologe und Fernsehmoderator Sven Plöger plädiert für ein ökologisches und soziales Pflichtjahr für Jugendliche und junge Menschen. Er erhofft sich davon, dass wieder mehr miteinander statt übereinander geredet wird - und dass die Gesellschaft schneller eine gemeinsame Haltung im Kampf gegen den Klimawandel entwickelt. Plöger sagte beim KiWi-Forum Umwelt der Kieswirtschaft (KiWi) am Oberrhein: "Dieser Planet braucht uns nicht, dem ist unsere Existenz aber sowas von egal. Aber wir brauchen ihn."
Plöger wies vor mehr als 200 Zuhörerinnen und Zuhörern darauf hin, dass die Menschheit das 1,5-Grad-Ziel bei der Klimaerwärmung verfehlen werde. Bereits im Jahr 2021 sei eine Erwärmung von 1,2 Grad erreicht worden. Wenn sich nichts ändere, laufe alles auf eine Erwärmung von 2,7 Grad hinaus. Würden die aktuellen Zusagen und Zielsetzungen tatsächlich eingehalten, wären 2,1 Grad realistisch erreichbar. "Aber wenn wir genau das Gegenteil von dem tun, was wir wollen, wird es schwierig." Der Klimaexperte sprach sich dafür aus, die Regelwerke so anzupassen, dass viel schneller Entscheidungen getroffen werden. Menschen, die sich klimapositiv verhalten, müssten belohnt werden. Und: "Wir müssen Lust auf Veränderung bekommen."
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer forderte die Landesregierung auf, mit einem einzigen Landesgesetz Baurecht zum Beispiel für die Bebauung von Autobahnohren oder für schwimmende PV-Anlagen auf der Mitte von Baggerseen zu schaffen. Palmer erzählte von seinem Versuch, eines der sogenannten Straßenohren an einer Bundesstraße bei Tübingen mit einer PV-Anlage zu bebauen. Das Genehmigungsverfahren dafür dauerte nach Angaben des OB acht Jahre, die Anlage war acht Wochen später in Betrieb. In Baden-Württemberg gibt es mehr als 500 solcher sogenannten Straßenrestflächen, außerdem mehr als 100 Baggerseen. Anstatt jedesmal das komplette Verfahren inklusive Forderungen nach Gutachten aller Art neu zu starten, könnten die Genehmigungen mit einem einzigen Gesetz deutlich verkürzt werden.
Mit der Veranstaltung KiWi-Forum Umwelt sucht die Kieswirtschaft am Oberrhein das Gespräch mit der Politik, Kommunen, Behörden, Unternehmen, Verbänden und interessierten Bürger:innen. Das Thema in diesem Jahr lautete "Kiesgewinnung: Chancen für Biodiversität und Klimaschutz". Neben Sven Plöger und Boris Palmer sprachen auch Vertreter von Unternehmen unter anderem über Biodiversität an Baggerseen und das Thema schwimmende Photovoltaik. Moderiert wurde die Veranstaltung von Caroline Bosbach.